Chefarzt Dr. Bernd Schlei zu Long-Covid und Schmerztherapie

30.11.2021

Zwischen der Behandlung von Long-Covid-Patienten und denen der multimodalen Schmerztherapie gibt es etliche Überschneidungen. Denn bei den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung spielen auch Schmerzen eine große Rolle. Wir sprachen dazu mit Dr. Bernd Schlei, Chefarzt der Schmerztherapie am Klinikum Werra-Meißner.

Inwiefern ähneln Symptome von Long-Covid-Patienten denen von Schmerztherapie-Patienten?
Dr. Bernd Schlei: Unter Long-Covid versteht man Symptome, die länger als 4 Wochen nach durchgemachter Infektion weiter bestehen. Häufig leiden die Patienten unter mangelnder körperlicher Belastbarkeit, schneller Erschöpfung und chronischer Müdigkeit. Neben zahlreichen weiteren Beschwerden klagen viele Patienten auch über andauernde Kopfschmerzen oder Schmerzen in den Muskeln und Gelenken.

Wie sind die Überschneidungen zu begründen?
Schlei: Leider weiß man noch sehr wenig über das Long-Covid-Syndrom. So ist auch die Ursache der chronischen Schmerzen bei diesen Patienten nicht abschließend geklärt.

Wird die multimodale Schmerztherapie – wie hier bei uns am Klinikum WM – in naher Zukunft ein wichtiger Baustein für die Behandlung von Long Covid sein? Wie genau könnte das von der Behandlung her ablaufen?
Schlei: Es gibt noch keine spezielle Therapie für die Schmerzen, die nach einer Covid-Infektion bestehen bleiben können, die die Ursache beseitigt. Wir werden diese Patienten daher im Rahmen unserer multimodalen Schmerztherapie behandeln. Das heißt neben Schmerzmitteln sind unter anderem Physiotherapie, Ergotherapie und Psychotherapie wichtiger Bausteine der Therapie. Die Patientin lernen unterschiedliche Möglichkeiten kennen, wie chronische Schmerzen noch anders als nur durch Medikamenten-Einnahme beeinflusst werden können.
Dabei findet unsere multimodale Schmerztherapie im stationären Rahmen über eine Dauer von 17 Tagen statt. Besonders wichtig ist, dass die Patienten in dieser Zeit Therapieverfahren erlernen, die sie dann nach der Entlassung eigenständig zu Hause zur Behandlung ihrer Schmerzen fortsetzen können.

Wäre dann auch die Behandlung gleich bei „herkömmlichen“ Schmerz-Patienten und von Long -Covid Betroffenen?
Schlei: Long-Covid-Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, werden also letztlich genauso behandelt, wie die übrigen Schmerzpatienten.

Inwieweit wirkt sich die Pandemie an sich schon jetzt auf die Schmerztherapie aus? Gibt es Einschnitte?
Schlei: Leider haben in letzter Zeit etliche Patienten, die wir für die stationäre Behandlung vorgesehen hatten, aus Angst vor einer Covid-Infektion abgesagt. Natürlich haben stationär behandelte Schmerzpatienten keinen Kontakt zu Covid-Patienten. Letztere sind im Krankenhaus isoliert. Das Personal, das diese Patienten behandelt, beachtet strikte Hygienevorschriften, wie z.B. das Tragen entsprechender Schutzausrüstung. Zusätzlich testen wir ständig sowohl Personal als auch Patienten. Daher ist das Risiko sich auf der Schmerz-Station anzustecken sicherlich deutlich geringer als bei vielen Tätigkeiten im Alltag außerhalb der Schmerz-Station.

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