Tipps zur Reanimation/Herzdruckmassage für Laien

14.06.2021

Aus aktuellem Anlass gibt unser Notaufnahmen-Chefarzt Dr. Daniel Kersten Tipps zur Reanimation/Herzdruckmassage für Laien.

1. Prüfen Sie, ob ein Mensch überhaupt leblos/reanimations-pflichtig ist: Ansprechen, Schütteln, Kneifen. Reagiert der Mensch nicht, ist er bewusstlos. Damit ist das erste Kriterium für eine Reanimation erfüllt. Das zweite Kriterium ist, ob der Patient noch normal atmet. Schauen Sie, ob sich der Brustkorb noch hebt; hören Sie mit dem Ohr dicht am Mund, ob der Patient Ein- und Ausatemgeräusche macht und fühlen Sie, ob man einen Luftzug am Ohr spürt. Wichtig: Der Kopf des Patienten muss überstreckt sein. Sonst fällt die Zunge nach hinten und er kann nicht atmen. Atmet der Patient nicht normal, ist auch das zweite Kriterium erfüllt. Das heißt: Sie müssen reanimieren.


2. Zuerst einmal sollten Sie nach Möglichkeit andere Menschen zur Hilfe rufen und über den Notruf den Rettungsdienst verständigen. Danach beginnen Sie mit der Herzdruckmassage. Damit simuliert man die natürliche Bewegung des Herzens, das das Blut ausstößt in den Kreislauf und sich bei der Entlastung wieder füllen kann. Gedrückt wird auf die Mitte des knöchernen Brustkorbs, der bei jedem Menschen gut erkennbar ist. Jetzt: Hände übereinanderlegen und mit durchgestreckten Oberarmen 100-mal pro Minute drücken (Rhythmus von Bee Gees - Stayin´ Alive). 4 bis 5 Zentimeter muss eingedrückt und auch wieder voll entlastet werden.


3. Bei der Herzdruckmassage kann man Fehler machen. Das ist nicht schlimm, beeinflusst aber die Wirksamkeit. Beliebte Fehler sind, schräg statt senkrecht von oben über den Patienten gebeugt zu drücken. Auch zu schnell oder zu langsam zu drücken, kommt vor und ist nicht gut. Der dritte Fehler ist, zu lasch oder zu stark (Verletzungsgefahr) zu drücken. All dies mindert die Wirksamkeit der Reanimation. Falsch ist auch, die Arme nicht zu strecken. Das hält man nicht lange durch und drückt bei korpulenten Patienten auch nicht tief genug.


4. Im professionellen Bereich werden Patienten auch beatmet. Im Laienbereich hat das allerdings dazu geführt, dass oft gar nicht reanimiert wird. Weil sich potentielle Ersthelfer im Laienbereich ekeln, sagt die Leitlinie, dass Beatmung hier nicht mehr notwendig ist. Besser ist, nur zu drücken und auf die Beatmung zu verzichten als gar nichts zu tun. Wenn ein Ersthelfer drückt, hilft er dem Patienten sehr. Tut er nichts, wird der Patient vermutlich sterben. Im professionellen Bereich wird 30-mal gedrückt und zweimal beatmet – immer im Wechsel. Als Laie wird einfach durchgehend gedrückt (im Bestfall abwechselnd mit anderen Helfern), ohne zwischenzeitliche Pulskontrollen. Das ist nur irreführend.


5. Wenn genügend Helfer da sind und durchgehend die Herzdruckmassage durchgeführt wird, kann danach geschaut werden, ob ein automatischer Defibrillator für Laien in der Nähe ist (etwa in einer Sporthalle). Falls ja, sollten überzählige Helfer das Gerät heranholen und genau den Anweisungen folgen, die das Gerät nach dem Einschalten automatisch von sich gibt.


Zu den Punkten 1 bis 4 ist auch unser Video aus dem vergangenen Jahr sehr zu empfehlen unter: www.facebook.com/101589314860793/videos/995514547548101

Datenschutzhinweis

Um unsere Website zu verbessern und Ihnen ein großartiges Website-Erlebnis zu bieten, nutzen wir auf unserer Seite Cookies und Trackingmethoden. In den Privatsphäre-Einstellungen können Sie einsehen, welche Dienste wir einsetzen und jederzeit, auch durch nachträgliche Änderung der Einstellungen, selbst entscheiden, ob und inwieweit Sie diesen zustimmen möchten.
Notwendige Cookies werden immer geladen