08.04.2024
Am 11. April ist der Welt-Parkinsontag. Wir sprachen mit unserer Neurologie-Oberärztin Dr. Milena Euler über Symptome, Diagnose, Verlauf und die Behandlungsmöglichkeiten am Klinikum Werra-Meißner.
Welche Symptome treten bei Parkinson auf?
Dr. Milena Euler: Die Beschwerdekonstellation des typischen („idiopathischen) Parkinson-Syndroms besteht aus dem „Rigor“ (einem Steifigkeitsgefühl und einer Tonuserhöhung der Muskulatur), der „Akinese“ (Bewegungsarmut: allgemeine Verlangsamung, reduzierte Mimik, Feinmotorikstörungen) und dem „Tremor“ (Zittern der Hand, des Beins, meist in Ruhe).
Die Art der Ausprägung dieser Beschwerden ist von Patient zu Patient unterschiedlich, z.B. gibt es Patienten, bei denen der Tremor im Vordergrund steht, bei anderen die deutliche Einschränkung der Bewegung, oder auch eine Kombination.
Häufig ist ein einseitiger Beginn, meist besteht eine Bewegungsstörung am Arm oder Bein, die auch schmerzhaft sein kann. Sodass der erste Arztbesuch nicht selten beim Orthopäden ist.
Die Parkinson-Krankheit betrifft überwiegend ältere Menschen zwischen 55 und 65 Jahren.
Frühe (sogenannte nicht-motorische) Beschwerden können eine Störung des Geruchssinns (Hyposmie), Stimmungsschwankungen (z.B. leichte Reizbarkeit) mit Depressionen, chronische Schmerzen, Verstopfung (Obstipation) und die Störung des Traumschlafs (REM-Schlaf-Verhaltensstörung) sein. Vom Partner/in des Patienten kann bei der Störung des Traumschlafs z.B. ein sehr unruhiger Schlaf mit vielen Bewegungen beobachtet werden.
Die Idiopathische Parkinson-Erkrankung ist eine fortschreitende Erkrankung, die bisher nicht heilbar ist.
Wie wird Parkinson diagnostiziert?
Dr. Euler: Vor allem zunächst über die Krankheits-Vorgeschichte und die körperliche neurologische Untersuchung. Bei bestehender Verdachtsdiagnose kann ein Dopamin-Medikamententest oder die Einleitung einer Dopamin-Medikation erfolgen. Durch eine Besserung der Beschwerden nach Dopamineinnahme wird die Verdachtsdiagnose gestützt. Eine Bildgebung des Kopfes (MRT) sollte ergänzt werden, aber eher zum Ausschluss anderer Erkrankungen. Eine Funktions-Darstellung in einer Nuklearmedizinischen Abteilung kann hilfreich sein zur weiteren Diagnosestützung oder zur Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, die mit Parkinson-Beschwerden einhergehen.
Welche verschiedenen Verläufe und Stadien der Krankheit gibt es? Inwieweit kann ein Erkrankter noch am „normalen Leben“ teilnehmen?
Dr. Euler: Der Verlauf ist von Patient zu Patient unterschiedlich und dementsprechend auch eine Teilnahme am gewohnten Leben möglich.
Es gibt sehr langsame Verläufe aber auch rasch fortschreitende. Eine ausgewogene mediterrane Ernährung und regelmäßige Bewegung (mind. 30 Min pro Tag) können den Krankheitsverlauf aber positiv beeinflussen.
Ein Beispiel eines langen Krankheitsverlaufes der Parkinson-Krankheit ist der kanadisch-US-amerikanische Schauspieler Micheal J. Fox (heute 63 J.), dem mit 29 Jahren Parkinson diagnostiziert wurde. Er stiftete die Michael-J.-Fox-Stiftung für Parkinson-Forschung, die viele Forschungsprojekte für Therapien und eine mögliche Heilung der Parkinson-Krankheit unterstützt.
Was bieten wir im Klinikum Werra-Meißner an Behandlungsmöglichkeiten?
Dr. Euler: Im Klinikum Werra-Meißner bieten wir eine Parkinson-Komplexbehandlung an. Dies bedeutet, dass über eine Dauer von mindestens 14 Tagen intensive Therapien (Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie) begleitet von einer umfassenden ärztlichen Betreuung angeboten werden. Im Rahmen der Therapie werden individuelle Therapieziele und ein Behandlungsplan erstellt, der zu einer Verbesserung von Lebensqualität und Eigenständigkeit führen soll. Ergänzend berät unser Sozialdienst bezüglich einer Optimierung der häuslichen Unterstützung (z.B. Beantragung oder Aufstockung Pflegedienst, Pflegegrad, Verordnung von Hilfsmitteln).
Über die bestehende Behandlung in einer neurologischen Praxis kann eine Einweisung zur Parkinson-Komplexbehandlung ausgestellt werden. In unserem Haus ist dies auch über die Privatsprechstunde der Chefärztin Frau PD Dr. med. Nölker und über meine ambulante Sprechstunde der Ermächtigungsambulanz möglich.
Es ist immer wieder schön zu sehen, was in diesem intensiven Behandlungszeitraum für individuelle Fortschritte erreicht werden können.