19.12.2023
Martin von Hagen ist kürzlich an den Folgen einer kurzen und schweren Erkrankung im Alter von 76 Jahren gestorben. Von Hagen leitete von 1986 bis 2014 und noch mal von 2019 bis 2021 das Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie (ZPP) am Klinikum Werra-Meißner. Die Unternehmensleitung um Geschäftsführer Christoph R. Maier und die Belegschaft der Psychiatrie sprechen den Angehörigen ihr herzliches Beileid aus und bedanken sich für mehr als drei Jahrzehnte Engagement in außerordentlichem Maß.
„Ich gehe guten Gewissens“, sagte Martin von Hagen 2021 beim Abschiedsgespräch, als er zum zweiten Mal die Ärztliche Leitung des ZPP abgab. Eigentlich war er bereits 2014 in den Ruhestand gegangen. Doch als in der Führung jemand gebraucht wurde, um das ZPP personell, inhaltlich, in puncto Arbeitsklima und auch von der Wahrnehmung her zu stabilisieren, übernahm Martin von Hagen 2019 noch einmal die Verantwortung und konnte am Ende eine funktionierende Abteilung übergeben. Er war ob seiner jahrzehntelangen Tätigkeit lange das Gesicht der hiesigen Psychiatrie und galt als gekonnter Netzwerker und Visionär. 1986 wurde Martin von Hagen Chefarzt der Psychiatrie auf dem Hohen Meißner – damals noch unter Trägerschaft des Landeswohlfahrtsverbands. 2004 ging die Klinik an den Kreis über, 2006 folgte der Umzug in das heutige Psychiatrie-Gebäude am Klinikum Werra-Meißner in Eschwege.
Auch nach seinem Chefarzt-Ruhestand 2021 brachte sich Martin von Hagen weiter in die kommunale Gesundheits- und Sozialpolitik mit Schwerpunkt Psychiatrie sowohl über die SPD als auch über andere Ehrenämter ein. Und blieb dem Klinikum Werra-Meißner über einen Beratervertrag noch für einen Tag die Woche erhalten. „Der Beruf war für mich immer nur ein Teil, das politische Engagement immer genauso wichtig, um psychisch Kranke als besondere Gruppe von Ausgegrenzten zurück in die Gesellschaft zu holen und die allgemeine Akzeptanz für deren Leiden zu verbessern“, sagte von Hagen damals.
Chefarzt der Psychiatrie zu sein, betrachtete Martin von Hagen dabei immer als mehr als nur einen Beruf. „In Verbindung mit meinem politischen Engagement ist es eher mein Hobby, dass ich zum Beruf gemacht habe“, erklärte er 2021. Man könnte es auch als Lebenswerk bezeichnen. Die Faszination für das Fachgebiet hat für ihn stets der ganzheitliche Ansatz mit körperlichen, psychischen und kulturellen Komponenten in der Behandlung der Patienten ausgemacht. Auch trete man laut seiner Aussage im Gegensatz zu manch anderen medizinischen Disziplinen mit dem Patienten in eine tiefergehende Beziehung. „Ich habe von meinen Eltern etwas gelernt und auch in der Schule oder an der Uni. Aber am meisten lerne ich von den Patienten und deren Geschichten“, sagte Martin von Hagen in seinem Abschiedsartikel vor zweieinhalb Jahren.
Das sagt die Belegschaft des ZPP:
Martin von Hagen war für viele von uns über Jahrzehnte mehr als „nur“ Chef, er hat unsere Einstellung zur psychiatrischen Arbeit geprägt. Seine Bürotür war in den letzten Jahren seines Wirkens immer offen für uns, ihm war unsere Multiprofessionalität wichtig. Sein Antrieb war es immer die Psychiatrie und die Menschen mit psychischen Erkrankungen in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Er war unser Motor, unsere Basis, sein Blick ging über finanzielle oder auch institutionelle Grenzen hinweg und war immer nach vorn gerichtet. Jeder einzelne Mensch (Patient) mit seiner eigenen Geschichte stand für ihn im Mittelpunkt seiner Arbeit. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. In Dankbarkeit, die Mitarbeiter*innen des ZPP.