Interview mit Pneumologie-Oberarzt Marc Oliver Fischer zum Tag des Lungenkrebs

15.07.2021

Am Sonntag, 1. August, ist der internationale Tag des Lungenkrebs. Dieser Aktionstag wurde im Jahr 2011 von Betroffenen Menschen ins Leben gerufen, um auf die Krankheit und alle erkrankten Menschen aufmerksam zu machen. Wir haben uns mit Marc Oliver Fischer, Oberarzt der Abteilung Pneumologie am Klinikum Werra-Meißner und zudem Sektionsleiter für Thorakale Onkologie, im Interview über das Thema Lungenkrebs unterhalten.


  1. Wie definiert ein Mediziner Lungenkrebs?

    Marc Oliver Fischer: Von Lungenkrebs wird gesprochen bei bösartigen Zellen welche vom Lungengewebe ausgehen. Es gibt auch gutartige Tumoren der Lunge, diese machen aber nur zirka zehn Prozent der Tumoren der Lunge aus. Die Bösartigkeit der Krebszellen besteht in einem unkontrolliertem Wachstum sowie den Eigenschaften, gesundes Gewebe zu zerstören und Tochtertumoren (Metastasen) zu bilden.

     

  2. Was sind die typischen Symptome?

    Fischer: Typische Symptome sind zum Beispiel ein chronischer Husten (Husten der länger als acht Wochen besteht), Husten mit Blutbeimengungen, neue Heiserkeit. Aber auch unspezifische Beschwerden wie Schmerzen im Brustkorb, Luftnot, Schwellung im Halsbereich, Gelbsucht, Schluckbeschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen, Lähmungen, Gewichtsverlust, Nachtschweiß können Symptome darstellen.

     

  3. Welche Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie bietet die Abteilung Pneumologie des Klinikums Werra-Meißner in Kooperation mit der Universtitätsmedizin (UM) Göttingen für Lungenkrebs-Patienten?

    Fischer: Zusammen mit der UM Göttingen können wir das gesamte Spektrum der Diagnostik und Therapie des Lungenkrebs anbieten. In der Diagnostik bieten wir als Abteilung Pneumologie zusammen mit der Radiologischen Praxis im Haus den Großteil der nötigen Bildgebungen (Röntgen der Lunge, CT von Lunge und Bauchraum, MRT des Kopfes) sowie notwendige Untersuchungen wie Lungenspiegelung inklusive Ultraschall der Lymphknoten im Brustkorb mit Gewinnung von Proben aus den Tumoren und Lymphknoten. Insgesamt können wir durch die in unserem Haus mögliche Diagnostik bereits ein umfassendes Bild bezüglich der Art des Lungenkrebs inklusive möglicher Metastasierungen feststellen. Komplettiert wird dieses „Staging“ durch eine ambulante Untersuchung in der Nuklearmedizin der UM Göttingen, dem sogenannten PET-CT, welches uns letzte Aufschlüsse bezüglich einer gegebenenfalls bestehenden Fernmetastasierung gibt.

    Bezüglich der Therapie bieten wir als Abteilung Pneumologie das komplette Spektrum der ambulanten und stationären medikamentösen Therapie des Lungenkrebs an. Ergänzt werden diese Therapien durch die Lungenchirurgie sowie die Strahlentherapie der UM Göttingen. Des Weiteren haben wir mit der Klinik für Hämatologie und medizinischer Onkologie der UM-Göttingen auch einen starken Partner bezüglich neuer medikamentöser Therapien zum Beispiel im Rahmen von Studien.

     

  4. Wie sind die Heilungschancen nach dem heutigen medizinischen Stand?

    Fischer: Die Heilungschancen variieren stark in Abhängigkeit von der Tumorausbreitung bei Diagnosestellung. In den frühesten Stadien können wir ein sogenanntes Fünf-Jahres-Überleben von zirka 80 Prozent erreichen. In der metastasierten Situation, also Spätstadium, ist eine Heilung aktuell nicht möglich. Vor wenigen Jahren lag hier das Überleben statistisch bei zirka zwölf Monaten. Erfreulicherweise gibt es gerade für diese Patienten neue Medikamente, sogenannte zielgerichtete Therapien oder Immuntherapien, welche das Überleben deutlich verbessert haben. Bei Patienten, die für solche Therapien geeignet sind, können Überlebenszeiten von mehreren Jahren erreicht werden.

     

  5. Welches sind die Risikofaktoren? Gibt es Möglichkeiten der Prävention?

    Fischer: Der Hauptrisikofaktor ist und bleibt das Rauchen, aktiv sowie passiv. Des Weiteren gibt es berufliche Risikofaktoren sowie genetische Risiken. So haben Personen mit einer Lungenkrebserkrankung bei Angehörigen I. Grades ein erhöhtes Risiko.

    Ionisierende Strahlung, zum Beispiel natürlich vorkommende, aber auch durch medizinische Strahlenexposition erhöhen ebenfalls das Risiko für Lungenkrebs.

    Die beste Prävention ist sicherlich, mit dem Rauchen aufzuhören beziehungsweise dieses gar nicht erst anzufangen. Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt sein Lungenkrebsrisiko in den nächsten 15 Jahren kontinuierlich, ohne aber wieder das gleiche Risiko eines Nie-Rauchers zu erhalten.

    Des Weiteren gibt es Studien, die eine Senkung des Lungenkrebsrisikos bei erhöhtem Konsum von Obst und Gemüse zeigen. Dieser positive Nutzen zeigt sich besonders bei Rauchern.

     

Zur Person: Marc Oliver Fischer (44 Jahre alt) ist Oberarzt der Abteilung Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin am Klinikum Werra-Meißner. Der Facharzt für Innere Medizin ist ferner Sektionsleiter für Thorakale Onkologie.


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