Interview mit Neurologie-Chefärztin Dr. Yvonne Bauer zum Welt-Kopfschmerztag

25.08.2021

Am 5. September ist Welt-Kopfschmerztag. Wir haben uns dazu mit unserer Chefärztin der Neurologie, Dr. Yvonne Bauer, über verschiedene Arten des Kopfschmerzes, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten unterhalten.

1. Wie genau entstehen Kopfschmerzen eigentlich?
Dr. Yvonne Bauer: So verschieden wie die Arten von Kopfschmerzen sind, die es gibt, so verschieden sind auch die Entstehungsmechanismen. Man unterscheidet primäre Kopfschmerzen (wie Migräne oder Spannungskopfschmerz) von sekundären Kopfschmerzen, die ihre Ursache zum Beispiel in einem Schädel-Hirn-Trauma, einer Infektion oder einem Tumor haben können.

2. Welche verschiedenen Arten von Kopfschmerzen gibt es? Wie werden diese diagnostiziert/behandelt?
Bauer: Kopfschmerzen sind weltweit, unabhängig von Alter, Ethnie, sozialen Strukturen oder geographischen Aspekten sehr häufig anzutreffen. Die Wahrscheinlichkeit, einmal in seinem Leben eine Kopfschmerzattacke zu bekommen liegt bei 90 %. Die häufigsten Kopfschmerzformen in Deutschland sind dabei der Spannungskopfschmerz mit 60-80 %, gefolgt von der Migräne mit 12-14%. Fast jeder kennt auch Kopfschmerzen als Begleiterscheinung bei fieberhaften Infekten. Nicht bei jeder Kopfschmerzattacke muss man zu Arzt gehen. Nicht zögern sollte man jedoch, wenn man folgende Symptome aufweist:
i. Ein noch nie dagewesener donnerschlagartig auftretender Vernichtungskopfschmerz
ii. Hohes Fieber und Nackensteifigkeit
iii. Zusätzliche Ausfallerscheinungen wie beim Schlaganfall
iv. Bei einer Bewusstseinseintrübung nach Stoß auf den Kopf
v. Bei einer Bewusstseinseintrübung und Erbrechen (vor allem morgendliches Nüchternerbrechen)
vi. Schläfenkopfschmerzen mit Sehstörungen
In diesen Fällen wird man, um die selteneren sekundären Ursachen von Kopfschmerzen auszuschließen, eine Bildgebung des Kopfes, in der Regel ein Computertomographie oder Magnetresonanztomographie durchführen. Aber auch bei häufiger auftretenden Kopfschmerzen ohne diese Warnsignale wird jeder Betroffene im Laufe seiner Krankengeschichte wenigstens einmal ein Bild vom Kopf erhalten. Auch eine Lumbalpunktion zur Untersuchung des Nervenwassers auf eine Entzündung ist ein häufiges diagnostisches Mittel. Allen voran geht jedoch eine ausführliche Befragung zur Krankengeschichte und eine eingehende Untersuchung, vorzugsweise durch einen Neurologen. Wer häufiger Kopfschmerzen hat, tut gut daran, ein Kopfschmerztagebuch zu führen. Hier wird neben der Häufigkeit der Schmerzen auch die Art, Dauer und gegebenenfalls ein möglicher Auslöser (Schokolade, Rotwein, Käse, Wetterwechsel, usw.) eingetragen. Für die Technikfans gibt’s diese auch schon als App fürs Handy.

3. Ist der Griff zu Aspirin oder Ibuprofen zu empfehlen?
Bauer: Der Griff zu Ibuprofen, Aspirin oder anderen Schmerzmitteln ist bei bekannten Kopfschmerzen erst einmal das Mittel der Wahl. Sollte es aber nicht zu einer Besserung der Beschwerden kommen, sollte im Verlauf ein Arzt aufgesucht werden. Auch zu häufige Einnahme von Kopfschmerztabletten kann zu einer Art von Kopfschmerz führen, dem arzneimittelinduziertem Kopfschmerz. Das klingt paradox, ist aber so.

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