Interview mit Neurologie-Chefärztin zum Welt-Hirntumortag

08.06.2022

Am 8. Juni ist Welt-Hirntumortag. Wir haben uns mit der Chefärztin der Neurologie am Klinikum Werra-Meißner, Dr. Yvonne Bauer, über Symptome, Diagnostik, Behandlung und mehr unterhalten.

Was genau ist ein Hirntumor? Welche unterschiedlichen Formen gibt es?
Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Hirntumoren. Man unterscheidet hirneigene, also im Gehirn entstandene von nicht hirneigenen Tumoren, also außerhalb des Gehirns entstanden Tumoren, wie z. B. Metastasen (Tochtergeschwülste) anderer Tumoren. Unter den hirneigenen Tumoren findet man gutartige, über Jahre langsam wachsende, von bösartigen, teilweise sehr schnell wachsenden und möglicherweise auch ungünstig gelegene Tumoren, die für eine Operation schlecht zu erreichen sind.

Welche Symptome sollten Patienten zum Anlass nehmen, einen Arzt zu konsultieren?
Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Je nachdem, in welchem Teil des Gehirns der Tumor wächst, sind die Symptome auch sehr verschieden. Da die Nervenzellen keine Schmerzrezeptoren besitzen, ist zum Beispiel der Kopfschmerz entgegen der häufig vom Pat. geäußerten Angst nicht das typische Symptom. Meist tritt dieser erst auf, wenn der Tumor sehr groß ist und andere Strukturen verdrängt. Der Arzt sollte aufgesucht werden, wenn über Tage oder Wochen einseitige neurologische Symptome entstehen, wie Empfindungsstörungen oder Schwächen. Auch Sehstörungen oder Schwindel können auftreten. In den allermeisten Fällen ist es so, dass der Pat. als erstes Symptom einen Krampfanfall erleidet, der ihn dann über die Rettung in die Klinik führt.

Welche Möglichkeiten der Diagnostik gibt es im Klinikum Werra-Meißner?
Im Klinikum stehen ein CT und ein MRT für die Untersuchung des Gehirns zur Verfügung. Die Bilder aus dieser Schnittbildgebung werden dann teleradiologisch in die Universität Göttingen überspielt und sofort der Kontakt mit einem Kollegen der Neurochirurgie aufgenommen.

Wie wird ein Hirntumor behandelt? Was können wir im Klinikum WM leisten, ab wann überweisen wir nach Göttingen?
Zuerst wird bei den meisten Pat. mit einem Hirntumor eine symptomatische Therapie durchgeführt, das heißt: bei Auftreten von epileptischen Anfällen werden diese behandelt und eine Schwellung (Ödem), welches häufig rund um den Tumor vorhanden ist, wird mit Cortison reduziert. Diese Therapie führt aber nicht zur Heilung des Tumors. Unsere Aufgabe ist es, den Hirntumor zu diagnostizieren und eine Einschätzung abzugeben, ob es sich um einen hirneigenen Tumor oder um Metastasen handelt. Bei Metastasen veranlassen wir eine Suche nach dem primären Tumor. Hier arbeiten wir eng mit allen anderen Fachdisziplinen im Haus zusammen. Sollte es sich um einen Tumor handeln, der seinen Ursprung im Gehirn hat, nehmen wir unmittelbar Kontakt mit den Kollegen der Neurochirurgie in Göttingen auf, mit denen die Abteilung schon seit Jahren eng zusammenarbeitet.

Wie sind die Heilungschancen? (Vermutlich ist das ja abhängig vom Stadium, in dem die Diagnose erfolgt).
Die Heilungschancen richten sich nach der Art, der Größe und der Lage des Hirntumors. Um die Chancen auf eine Heilung zu verbessern, wird häufig eine Operation durchgeführt. Vielmals wird nach der Operation, aber manchmal auf vorher, eine Chemotherapie und/ oder eine Bestrahlung nötig. Diese Therapien liegen aber in den Händen der Neurochirurgen und Neuroonkologen.

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