Chronische Rückenschmerzen: Die Schmerztherapie am Klinikum kann helfen - Interview mit Sektionsleiterin Dr. Kameliya Slavova über Symptome und Behandlung

08.02.2024

Dr. Kameliya Slavova ist seit einigen Monaten die Sektionsleiterin Schmerztherapie am Klinikum Werra-Meißner mit seinen beiden Standorten in Eschwege und Witzenhausen. In ihrer Schmerz-Ambulanz in Eschwege hat die Fachärztin für Anästhesiologie und erfahrene Schmerztherapeutin festgestellt, dass zwei Drittel aller Patienten wegen Rückenschmerzen den Weg zu ihr suchen. Das sei überdurchschnittlich viel im Vergleich mit anderen Landkreisen, sagt die Medizinerin. Wir sprechen mit Frau Dr. Slavova über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Frau Dr. Slavova, was sind die Ursachen für Rückenschmerzen?
Dr. Kameliya Slavova: Nur 15 bis 20 Prozent der Rückenschmerzen sind spezifisch - etwa verursacht durch Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenose, Wirbelkörperbruch oder ähnliches. Nahezu 80 Prozent sind unspezifisch und pathologisch nicht belegbar. Ursachen können Dysfunktionen, Blockaden, veränderte Wirbelsäulen-Statik, gestörte Muskelfunktion, Bindegewebsveränderung, systemische Probleme wie Koordinationsstörungen uvm. sein. All dies ist durch Röntgenaufnahmen nicht sichtbar. Verursacht werden kann so etwas durch psychosoziale Belastung, Fehlhaltung oder altersbedingten Verschleiß.

Wie definiert man chronische Rückenschmerzen?
Dr. Slavova: Chronische Rückenschmerzen liegen vor, wenn Patienten länger als drei Monate darunter leiden. Vorher spricht man von akuten (bis vier Wochen) oder subakuten (vier Wochen bis drei Monate) Rückenschmerzen. Die chronischen Rückenschmerzen gehen oft mit vielen erfolglosen Therapieversuchen ein und können zu gravierenden Einschränkungen im Alltag führen. Dadurch, dass sich Betroffene immer mehr auf den Rückenschmerz fokussieren, kann es zu weiteren Blockaden im Bewegungsapparat kommen, sodass eine Negativspirale startet. Natürlich geht diese oft auch mit bedrückender Stimmungen, Ängsten, Depression und reduzierter Leistungsfähigkeit einher. Eine Operation in solchen Fällen ist oft nicht empfohlen.

Kann die Schmerztherapie helfen?
Dr. Slavova: Ja, die schmerztherapeutische Behandlung fußt auf dem bio-psycho-sozialen Modell. Ziel ist, körperlich (Kraft aufbauen, Ausdauer steigern), psychisch (Stimmung verbessern, Angst vor Bewegung reduzieren) und sozial (Arbeitsplatz ergonomisch gestalten, soziale Kontakte fördern) etwas zu verbessern. Ziele der medikamentösen Schmerztherapie sind damit einhergehend eine möglichst rasche Mobilisierung und die Wiederherstellung einer guten Funktion. Auch wenn dies nicht immer eine komplette Schmerzfreiheit bedeutet, kann die Schmerztherapie die Beschwerden lindern und den Menschen wieder ein glücklicheres Leben ermöglichen. Unterstützend wird auch mit Verhaltenstherapie, Rückenschule, Ergotherapie und Akupunktur gearbeitet. Aktuell können Patienten in meiner Schmerz-Ambulanz in Eschwege vorstellig werden. Die Wiederaufnahme der stationären multimodalen Schmerztherapie in Witzenhausen mit acht Betten ist auch in den nächsten Wochen geplant.

Kontakt: Ambulanz Schmerztherapie, Tel. 05651 – 82-2391.

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